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Nach der Zerstörung

 

Was passierte nach der Zerstörung mit den Besitztümern von Kloster Marienkamp?

(Letzte Änderung: 09. Januar 2015 )

Alle Güter, Erben, Kleinodien, Briefe, Siegel und Register des Klosters fielen nach der Übergabe von Esens am 19. Oktober 1530 in die Hände des Grafen Enno II. von Ostfriesland. Nach der "Geldrischen Fehde und dem "Logumer Vertrag" von 1434 wurden die harlingerländer Regenten bis 1600 und danach das ostfriesische Grafen- und spätere Fürstenhaus Besitzer des Klostergutes, der Klostermühle und aller Ländereien, die in Erbpacht vergeben wurden (sh. Auflistung am Ende des Berichtes). In der preußischen Zeit wurde das Kloster-Gut und die Mühle verkauft.

Die Mönche, die den Untergang überlebten, wurden bereits1534 von Balthasar aus Pansath vertrieben. Viele schlossen sich der Reformation an. Andere flüchteten in die benachbarten Niederlande. Der letzte Mönch aus Marienkamp soll um 1560 auf einem zum Kloster gehörenden Meierhof im Groningerland verstorben sein. Die niederländischen Besitztümer von Marienkamp wurden 1561 von Papst Pius IV dem neuen Bistum Groningen übergeben und dann entfremdet. Die Ruinen des Klosters boten in den nächsten Jahren einen traurigen Anblick. Die dortigen, noch nutzbaren Baumaterialien waren allerdings sehr begehrt. Mit einem Teil der Steine aus den Klostermauern ließ Balthasar nach 1530 z.B. in der Esenser Befestigungsanlage die Bastionen bei der kleinen Mühle am Herdetor verstärken. Als diese im 18. Jh. auf Befehl Friedrich II. von Preußen geschleift wurden, sollen sie von Pastor Schneider für den Bau des Waisenhauses verwendet worden sein. Somit wurden sie schließlich doch noch einem guten Zweck der christlichen Barmherzigkeit zugeführt.

Auf dem Klostergelände selbst entstand nach der Zerstörung ein Bauernhof für dessen Bau sicherlich ebenfalls auf das große Reservat von Baumaterialien der alten klösterlichen Anlagen zurückgegriffen wurde. Alles was man nicht mehr gebrauchen konnte, kam auf ein großes Trümmerfeld nördlich des Hofes, wo sich weitere Ruinen befanden. An dieser Situation hat sich bis heute nicht viel geändert. Inzwischen wurden die Trümmerteile allerdings mit Flugsand überdeckt und bewachsen, so dass sie dem interessierten Betrachter verborgen bleiben.

Der Geschichtsschreiber Fridrich Arends hat sie aber noch gesehen und in seiner "Erdbeschreibung des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes" aus Jahre 1824 beschrieben. Bei ihm kann man lesen, dass dies Kloster einst an der Südseite des Postweges von Dornum nach Esens gelegen habe. Man hätte noch die große Ausdehnung der Anlage erkennen können, von der aber außer Steinschutt und Schiefer nichts mehr übrig geblieben wäre. Arends berichtete ferner, dass ein Erbpächter eine Stelle aufgraben ließ, wo noch verschiedenes Gemäuer in der Erde saß. Darin hätten sich lauter kleine Zellen mit menschlichen Skeletten befunden, unter denen sich auch ein Kopf mit einem völlig erhaltenen Gebiss befand. Die Knochen wurden damals in einen Korb geworfen und weggebracht. Arends schrieb außerdem, dass an einigen Stellen noch Kanonenkugeln gelegen hätten und von einem anderen Ort wo anscheinend viele Menschen von einer eingestürzten Mauer getötet und begraben wurden.

Der Klosterhof fiel 1917 einem weiteren Brand zum Opfer und wurde danach auch nicht wieder aufgebaut. Dafür haben die damaligen Besitzer anschließend 200 m weiter westlich bestehende Besitzungen mit der Bezeichnung „Alte Klostermühlenwarf“ für die Bewirtschaftung der ehemaligen Klosterländereien erheblich vergrößert und ausgebaut. Die vielfach benannte alte Klostermühle von 1424 musste nach allmählichem Verfall abgerissen und 1684 an einem neuen Standort am Mühlenstrich neu gezimmert werden. Ihre Lage ist in den Flurbezeichnungen von Holtgast zu erkennen. Heute erinnern heute nur noch Flurbezeichnungen sowie Straßen- und Wegenamen in Esens und Holtgast an die Existenz des einstigen, so bedeutungsvollen Klosters.

Die damals zu Marienkamp gehörenden Vorwerke Margens mit dem Meedland, das Schafhaus, das Gut Schoo, die Mühle und die Schäferei in Terheide wurden in Erbpacht vergeben. Bis in das 19. Jh. mussten die umliegenden Dörfer dafür noch ansehnliche Dienste leisten. Das Gut Schoo kam später in Zeitpacht und blieb als Domäne ein bedeutungsvoller Besitz, zu dem auch das ehemalige „Oldekloster“ gehörte. Über das weitere Schicksal der dortigen Kirche mit dem wundertätigen Marienbildnis und den Klostergebäuden gibt es keine Überlieferungen. Sie wurden vermutlich in der Reformationszeit zerstört oder dem Verfall preisgegeben. Die Wirtschaftsgebäude dienten noch lange als Unterkunft für die Schafhaltung.

In einen anderen Bericht nahm der Esenser Geschichtsschreiber Andrée auch auf Pansath Bezug. Er hat die alten Klosterruinen, die er noch in der Zeit zwischen 1784 und 1840 gesehen hat, aber leider nicht näher beschrieben. Diese werden sich heute wohl in einem weiteren überwachsenen Ruinenfeld in der Nähe eines der beiden Höfe befinden, welche später in Privatbesitz auf dem ehemals klösterlichen Anwesen entstanden sind.

Urkunden mit Beteiligung des Klosters Marienkamp, die im Vatikan zu Rom aufbewahrt werden.  

  1. Rom, St. Peter, 1421 Februar 9
    Papst Martin V. erteilt dem Abt Heinrich des Benediktinerklosters Marienkamp bei Esens einen Plenarablass.
    Datum Rome, apud sanctum Petrum, V. id. Februarii, a. quarto.
    Vat. Archiv: Reg. Lat. 237 fol. 198v. Regest: Rep. Germ. 4 Sp. 1092
  1. Rom St. Peter, 1431 Mai 23
    Papst Eugen IV. gewährt allen Gläubigen, die an bestimmten Festtagen die Kirche des Augustinerklosters Marienkamp bei Esens im Harlingerland (monasterii Campi sub vocabulo ipsius Marie prope Esingen, Herlinghen, vulgariter nuncupatum, ordinis sancti Augustini canonicorum regularium), in dem über 100 Mönche nach der Ordensregel leben, besuchen und die Bauarbeiten an der Kirche unterstützen (ad huiusmodi reparationem manus porrexerint adiutrices), und denjenigen, die dasselbe 6 Tage vor und 8 Tage nach den Festtagen tun, einen Ablass von 100 Tagen.

    Datum Rome, apud sanctum Petrum, a. inc. Dom. millesimo quadringentesimo tricesimo primo, X kal. Junii, a. primo.
    Vat. Archiv: Reg. Lat. 304 fol. 68v. Gedr.: Emder Jb. 14S. 164 f.
  1. Rom, St. Peter, 1450 Juni 9
    Papst Nikolaus V. trägt dem Abt des Zisterzienserklosters Ihlow (Scola Dei) auf, sich über die von Bischof Heinrich II. von Münster angeordnete Zuweisung (donatio et assignatio) des Benediktinerklosters Sielmönken (Sylo) an das Augustinerkloster Marienkamp (Campusmarie) bei Esens, damit auch dort die Augustinerregel eingeführt werde, zu informieren und, wenn er diese Maßnahme berechtigt und begründet findet, sie durch apostolische Autorität zu bestätigen.

    Datum Rome, apud sanctum Petrum, a. inc. dom. millesimo quadringentesimo, V. id. Junii, a. qarto.
    Vat. Archiv: Reg. Lat. 458r.
  1. Rom, St. Peter, 1470 Mai 26
    Papst Paul II. trägt dem Domprobst, dem Probst von St. Anscharii in Bremen und dem Bremer Domherrn Johann Teutnick auf Bitten des Augustinerklosters Marienkamp bei Esens auf, die vor ungefähr 50 Jahren vom Erzbischof Johann von Bremen vollzogene Überführung Marienkamps und des mit ihm vereinigten Kloster (bzw. Klostervorwerks) Pansath (Pannenzete) vom Benediktiner- orden in den Augustinerorden und die vor ungefähr 20 Jahren unter der Bedingung, das für den Unterhalt der dort noch lebenden zwei bis drei Nonnen gesorgt wird, vollzogene Inkorporation des stark heruntergekommenen Prämonstratenser-Nonnenklosters Hopels (Hopsel) in das Kloster Marienkamp zu überprüfen und, wenn keine Bedenken bestehen, durch apostolische Autorität zu bestätigen. Die jährlichen Einkünfte von Marienkamp und Pansath werden mit 100 Goldgulden, die von Hopels mit 15 Goldgulden angegeben.

    Datum Rome, apud sanctum Petrum, a. inc. dom. millesimo quadringentesimo septuagesimo, VII. kal. Junii, a. sexto.

    Vat. Archiv: Reg. Lat. 690 fol. 64r-65r.
  1. Rom, St. Peter, 1470 Juni 1
    Papst Paul II. beauftragt den Abt des Klosters St. Paul bei Bremen, den Bremer Domprobst und den Probst von St. Anscharii mit der Untersuchung gegen die im Kloster Hopels (Apsel) residierenden Kanoniker des Augustinerklosters Marienkamp (Campus beate Marie) in Ostfriesland, Gottfried von Coevorden (Gofridum Covordie) und Georg von Utrecht (Trajecti) sowie gegen den Häuptling Cirk von Friedeburg (Sirck de Vredeborch) und deren Helfershelfer, nachdem ihm vom Konvent des Klosters Marienkamp folgendes vorgetragen worden ist: Von Marienkamp wären die genannten Kanoniker in das mit Marienkamp vereinigte Kloster Hopels abgeordnet worden. Dort hätten diese, vom Geist der Rebellion ergriffen und durch den Häuptling Cirk von Friedeburg unterstützt, die Einkünfte des Klosters für sich behalten, den Konvent verschiedene Güter beraubt und ihm anderes schweres Unrecht zugefügt.

    Datum Rome, apud sanctum Petrum, a. inc. dom. millesimo quadringentesimo septuagesimo, kal. Junii, a. sexto.

    Vat. Archiv: Reg. Lat. 695 fol. 190r

Gibt es weitere Zeitzeugen von Marienkamp in der Dornumer Kirche?

Dort soll die Orgel aus der Klosterkirche von Marienkamp noch von ca. 1530 bis 1710 die Besucher mit ihrem schönen Klang erfreut haben. Die Jahresangabe von 1530 für die Verlagerung in der Beschreibung zur historischen „Holy-Orgel“, in deren Pfeifenbestand bis heute noch 6 Register mit sehr alten und schweren Bleipfeifen der Vorgängerorgel zu finden sind, muss jedoch angezweifelt werden. 

Eintragungen im „Missal von Kopenhagen“ und andere geschichtliche Aufzeichnungen belegen, dass das zu Marienkamp gehörende Oldekloster entgegen verschiedener anderen Annahmen, noch bis ca. 1534, möglicherweise auch noch länger existiert hat. Aufgrund dieser Tatsache neige ich inzwischen eher zu der Annahme, dass es wohl die dortige Kirchenorgel war, die nach Dornum verkauft wurde. Ein derart kompliziertes Instrument wäre bei den Kampfhandlungen mit der Zerstörung der Klosteranlagen im Jahre 1530 wohl kaum fach- und sachgerecht in die Dornumer Kirche zu verlagern gewesen. So müssen wir uns wohl damit abfinden, dass die Marienkamper Klosterorgel zusammen mit den Gebäuden und dem übrigen Inventar verbrannte.

Was können wir tun, um das Andenken an dies Kloster mit seiner überragenden Bedeutung im 15. Jahrhundert wach zu halten?

Entlang des ehemaligen Gleiskörpers der Bundesbahn von Esens nach Holtgast könnte ein Wanderweg angelegt werden, wobei in Höhe der Klosterwarf ein Rastplatz mit einer Schautafel zu den wichtigsten Ereignissen dieses Klosters einzurichten wäre.

Durch Ausgrabungen sollte versucht werden, Grundrisse und weitere Hinweise zu der Entstehungszeit und der weiteren Geschichte zu dieser Kulturstätte zu bekommen.

Das jetzige "Benser Tief" könnte z. B. seine alte, in Flurkarten aufgeführte Bezeichnung "Kloster-Tief" zurück erhalten.

Die Tatsache, dass die Dornumer St. Bartholomäus-Kirche bei dem weiteren Verbleib der Klosterorgel von Marienkamp eine wichtige Rolle spielt, ist ein interessanter Anhaltspunkt für die Erforschung der Geschichte dieses Instruments. Vielleicht gibt es davon noch alte Zeichnungen.

Es sollte ferner versucht werden, mit Vertretern aus Kirche, Politik, Förderern und Interessierten einen so genannten "Marienkamper Gesprächskreis" zu gründen, der sich sowohl mit der Vergangenheit des Klosters als auch mit künftigen Fragen einer Ausgestaltung dieses Kulturdenkmals zu befassen hätte, Lösungsansätze erarbeiten und deren Realisierung vorantreiben könnte.

Das Beispiel des ehemaligen Klosters Ihlow, bei dem aus einer Gedenkstätte ein "Archäologiepark" entstand, zeigt, dass man mit klugen Ideen und zukunftsweisenden Projekten unsere Region durchaus aufwerten kann.

Schließlich sind wir alle gefordert - denn mit diesem Bericht möchte ich Sie ermuntern, mitzumachen. Es wäre schön, wenn es durch Ihre Beiträge gelänge, die eine oder andere Lücke in der langen Geschichte dieses Klosters zu schließen bzw. Aussagen, die von mir oder anderen getätigt wurden, richtig zu stellen.

Wir von der AG für Heimatpflege des Heimat- und Verkehrsvereins Holtgast e. V. haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Klosters Marienkamp und Pansaths, beide auf Holtgaster Boden gelegen, weiter zu erforschen und für die Nachwelt zu erhalten.

Hans-G. Hunger, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft.

 

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