Das 17. Jahrhundert war u. a. von Glaubensauseinandersetzungen geprägt.

In dem neuen Jahrhundert verlor das Harlingerland seine Selbstständigkeit und Ostfriesland wurde praktisch ein Satellit der Niederlande.

Am Anfang des neuen Jahrhunderts konnte das ostfriesische Grafenhaus zumindest mit der Integration des Harlinger- landes in das übrige Ostfriesland im Berumer Vergleich von 1600 für sich einen Erfolg verbuchen. Besass es doch von nun an einen Landesteil in dem die Landstände ihm seinen Führungsanspruch nicht streitig machten. An den  Auswirkungen nach der Emder Revolution von 1595 hatte es jedoch schwer zu schlucken. Denn dadurch war ihnen der wichtigste Wirtschaftsstandort der Grafschaft entglitten. In der Stadt hielt sich nun eine niederländische Schutztruppe auf und nach außen schirmte sich die Stadt mit einer imposanten Befestigungsanlage vom übrigen Ostfriesland ab. So wurde sie unter dem neuen Stadtsyndicus Johannes Althusius praktisch eine freien Reichsstadt von niederländischen Gnaden.

So dauerte es auch nicht lange, bis Emder Kriegsknechte 1609 in Aurich auftauchten und im Schloss angeblich nach Belastungsmaterial gegen den Grafen wegen Hofverrats suchten. Enno III fehlten Mittel und Möglichkeiten um sich gegen diese neue Entwicklung zu wehren. Vor diesem Hintergrund musste er unter Vermittlung der Niederländer im Osterhusischen Akkord von 1611, der ostfriesischen Ständevertretung weitere Rechte einräumen. Dabei dürfte ihm der Verzicht auf die Steuerhoheit wohl am schwersten gefallen sein. Aber das war noch nicht alles:

Der 30 jährige Krieg (1618 bis 48) erreichte auch Ostfriesland.

Auch wenn auf dem ostfriesischem Gebiet keine größeren Kampfhandlungen festgestellt werden konnten, litt das Land schwer unter den Auswirkungen dieses Krieges. Bescheidener Wohlstand und große Viehbestände lockten ausländische Kampftruppen ins Land, um hier Quartier zu nehmen.

Nur die stark befestigte Stadt Emden blieb von diesen Vorgängen verschont. Das übrige Land wurde jedoch völlig ausgezehrt und verarmte. Im November 1622 erschien zuerst Ernst von Mansfeld mit seinen Truppen, der zuvor mit den Niederländern gegen die Spanier gekämpft hatte und stellte hohe Forderungen. Bevor er mit seinen Söldnern bei Greetsiel ein festes Lager bezog, ließ er zuvor Leer zerstören und Stickhausen besetzen. 

Als Enno III danach seinen Forderungen immer noch nicht nachkam, wurde er auf der Esenser Burg festgesetzt und gefangen gehalten. Im benachbarten Jeverland waren die Mansfelder nicht so erfolgreich. Bei Altgarmssiel wurden ihre Dragoner 1623 in die Flucht geschlagen. Trotzdem kam es in dieser Zeit zu vielen Zerstörungen und Verwüstungen. So musste das Kircheninnere von Reepsholt ebenso dran glauben wie die Wassermühle und die Berdumer Herrenmühle, die in Brand gesetzt wurden.

Als Anfang des Jahres 1624 nichts mehr zu holen war und ein Lösegeld von 200 000 Goldgulden gezahlt wurde, zogen die Mansfelder endlich ab. Zu diesem Zeitpunkt hatten aber schon wieder andere Söldner des Christian von Braunschweig Winterquartier genommen. Das rücksichtslose Vorgehen der neuen Eindringlinge, löste bei der schutzlosen Bevölkerung Hungersnöte, Teuerungen und schließlich auch die Pest aus.

1627 kamen kaiserliche Truppen der katholischen Liga unter Oberst Gallas, die bis 1631 in Ostfriesland blieben. Nach dem Eingreifen des schwedischen Königs Gustav Adolf in die kriegerischen Auseinandersetzungen, verließen die Katholiken die norddeutschen Gebiete.

Während dieser Besatzungszeit kam es im April des Jahre 1628 in Berum zu einem tragischen Duell eines kaiserlichen Offiziers mit dem jungen Grafen Rudolf Christian, welches für den Letzteren tödlich endete. 1637 waren es dann die Truppen des des Hessischen Landgrafen Wilhelm, die noch einmal in das südliche Ostfriesland eindrangen. Dabei besetzten sie die Dieler Schanzen, Leer und Stickhausen und blieben noch weitere 13 Jahren bis über das Kriegsende hinaus als große Belastung im Land.

Auch in diesem Jahrhundert gab es wieder zahlreiche Sturmfluten

aber mit Ausnahme der Petriflut von 1651 hatten sie diesmal nicht so große Auswirkungen auf Ostfriesland.


1625 Schwere Sturmflut - Bei der Fastnachtsflut vom 26.2. sind außer ein paar Deichbrüchen keine großen Schäden entstanden.

1634 Schwere Sturmflut - Bei der 2. Manndränke vom 11.10. - starben in Schleswig-Holstein 8000 Menschen. In Ostfriesland gab es keine große Schäden. 

1651 Schwere Sturmflut - Bei der Petriflut vom 22.2.wurden Dünenketten der Inseln Juist und Langeoog durchbrochen und die Inseln geteilt. Dornumer- und  Accumersiel wurde ebenfalls zerstört und der Deich ist mehrfach gebrochen. Das Wasser erreichte die Kirchwarf von Fulkum. Mit dem Wasser wurden zahlreiche Leichen angetrieben die dort anschließend bestattet wurden. 

1686 Schwere Sturmflut - Von der Martinsflut vom 12.11. war vor allem die Niederlande betroffen.  In Ostfriesland gab es allerdings schwere Deichschäden.


Und wie gestaltete sich das Leben im 17. Jahrhundert in Holtgast und der Umgebung?

In Holtgast war anfangs wieder Normalität eingekehrt. Die Schäden die sich aus der Fehde zwischen Hero Omken und Graf Edzard im vorigen Jahrhundert ergeben hatten, waren inzwischen beseitigt worden und dienten höchstens noch älteren Bewohnern als Gesprächsstoff.

Aber die Folgen des 30 jährigen Krieges bekam man auch hier zu spüren und die Schreckensnachrichten von den Gräueltaten der Mansfelder verbreiteten sich schnell. Diese holten sich von den Bauern, was sie kriegen konnten, denn wie viele anderen auch, waren ihnen die Holtgaster wehrlos ausgeliefert. Da hatten es die Werdumer schon besser, denn die konnten sich 1625 auf ihrer kleinen Burg schützen.

Nachdem die Mansfelder Landsknechte wieder abgezogen waren, blieb man in den Folgejahren einigermaßen verschont. Von den kirchlichen Auseinandersetzungen bekam man hier ohnehin nicht viel mit, denn das Harlingerland war komplett zum lutherischen Glauben übergetreten. Nur die Geistlichkeit lebte in ständiger Angst vor der katholischen Liga. Vor allem als bekannt wurde, dass die Soldaten unter Oberst Gallas schon in Ostfriesland weilten. Dies kann man auch am Fall des Fulkumer Pastors Bernadus Grevinus erkennen.

Auch wenn im Süden Ostfrieslands selbst nach dem "Westfälischen Frieden" immer noch Besatzungstruppen antreffen konnte, kehrte hier im Norden allmählich wieder Normalität ein. In dieser Zeit entwickelte sich der Tee allmählich zum Lieblingsgetränk der Ostfriesen. Es gibt leider keine Hinweise, ab wann der Tee in seinem Siegeszug von Emden aus Holtgast erreichte. 

Die zweite Klostermühle von Holtgast

Erstellt 1684 - 1948 wegen Baufälligkeit abgebrochen.

1684 gab es ein Ereignis, welches die besondere Aufmerksamkeit der Dorf- bewohner auf sich zog. Die alte Klostermühle von 1424 war nach 260 Jahren ihres Bestehens baufällig geworden und sollte verlagert werden. Da der niederländische Vermessungsingenieur Johann Baptist Regemort 1670 im Auftrage des Landes- herrn unsere Gegend für seine neue Ostfrieslandkarte kurz vor dem Abbruch der Mühle aufgenommen hatte, gibt es eine relativ genaue Standortangabe von der alten Klostermühle, die als älteste von ganz Ostfriesland galt.

Die Mühlenverlagerung wurde auch von dem Berdumer Pastor und Chronisten aus dieser Zeit, Balthasar Arends gewürdigt. Er schreibt, dass die alte Klostermühle - ein Erd-Holländer aus dem Jahre 1424 - im Herbst des Jahres 1684 von dem alten Standort auf einem neuen am jetzigen Mühlenstrich verlagert und neu gezimmert worden sei. Die Mühle behielt auch an dem neuen Standort die Bezeichnung "Klostermühle". Dort musste der Müller seinem Landesherrn noch bis 1735 einhundertdreißig Taler Curant bezahlen, weil der Landesherrschaft das alleinige Mühlenrecht zustand.

Z. Zt. bekannte Mühlenbesitzer: vor 1724 Albert Johannsen, 1724  Johann Alberts Johannsen, 1736  Poppe Embken, 1740  Poppe Betten, 1838 Hermann Renken, 1884 T. J. Ockinga, 1932 Heyo Eilts.

B. Arends beschrieb außerdem auch die Lebensumstände der Dorfbewohner aus dieser Zeit.

Weitere Ereignisse im 17. Jahrhundert:

1619 Das alte Benser Siel wurde angelegt.  

1625 Graf Rudolf Christian trat nach dem Tode von Enno III. die Regierung an.

1632 Ulrich von Werdum wurde geboren.

1633 Beginn der Fehnkultur. Timmelerfehn wurde angelegt.

1637 Das alte Taufbecken in der Fulkumer Kirche erhielt einen neuen Deckel.

1648 Graf Ulrich II. ließ in Sandhorst ein Lustschloss erbauen. Nach seinem Tode übernahm die Witwe,

        Gräfin Juliane die Regierung.

1654 Graf Enno Ludwig erhielt den Fürstentitel.

1658 Weitere Landgewinnung in der Harlebucht und Grenzfestlegung mit der s. g.  "Goldenen Linie".

1660 Nach dem Tod von Fürst Enno Ludwig wurde sein Bruder Georg Christian neuer Regent von Ostfriesland.

1665 Nach dem Tod von Fürst Georg Christian begann für seine Witwe Christine-Charlotte eine unruhige Regierungszeit.

1665 Am 3.Mai wurde der Naturforscher Albertus Seba in Etzel geboren und in Dornum gab es den letzten Hexenprozess
        von Ostfriesland. 

        Der "Padstock" entwickelt sich zu einem wichtigen Gebrauchsgegenstand für das Überqueren von Wasserläufen.

1677 Zur Schlichtung des Streits zwischen den Ständen und dem Fürsten schickte Kaiser Leopold I. die Salvegarde ins
        Land. Er verlieh außerdem den ostfriesischen Ständen ein eigenes Hoheitszeichen, das Upstalsboomwappen.

1690 Fürst Christian Eberhard übernahm die Regierung.

1693 Im "Hannoverschen Vergleich" wurden vom Fürstenhaus die Rechte der ostfriesischen Landstände anerkannt.

1694 Der Kaiser erteilte dem Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg die Lehnsanwartschaft auf Ostfriesland.

1699 Fürstin Christine Charlotte starb.

Fortsetzung 1701 bis 1800