Kloster Marienkamp und Pansath |
Die Augustinerzeit Aus der Augustinerzeit des Klosters liegen im Gegensatz zur Benediktinerära ausführliche Schriften und Dokumentationen vor, die einen interessanten Einblick in das Geschehen des 15. Jahrhunderts ermöglichen. Die Augustiner werden bekanntlich nach dem Ordensvater, dem heiligen Augustinus (Bischof u. Kirchenlehrer v. 354 -430) benannt. Augustinus gilt als der große Denker, der der Philosophie, Theologie, und dem ganzen geistigen Leben eine endgültige Richtung gegeben und die karitativ- soziale Seite im Leben der Kirche stark mitgeprägt hat. Aus dieser Zeit von 1420 bis 1530 bezeugen Urkunden aus den Ostfriesischen Urkundenbüchern (OUB) Band 1 bis 3 sowie weitere Dokumente und Schriften aus dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich, deren Inhalte alle dem 15. und 16. Jh. entstammen, die weitere Geschichte dieses Klosters und seiner Vorwerke. Dazu kommen Berichte aus den Emder Jahrbüchern der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, aus denen besonders die Beschreibung des wieder aufgefundenen Missale der Augustinerchorherren aus dem 15. Jahrhundert genannt werden muss. In diesem Messbuch, das 1963 von Pfarrer Spichal in Kopenhagen aufgefunden und übersetzt wurde, gibt es neben der Liturgie, weitere handschriftlichen Notizen zu dem Zeitraum von 1420 bis 1492, mit denen sich die Klostergeschichte noch besser deuten lässt. Das Jahr 1420 brachte für die Klöster große Veränderungen Nach den Worten des Missaleschreibers gab es zu diesem Zeitpunkt um Esens die Benediktiner- Klosterstandorte Oldekloster, Marienkamp und Pansath. Das Kloster Schoo wurde als herunter- gekommen und verlassen beschrieben. Dieser Hinweis deutet daraufhin, dass tatsächlich nur dieses Ordenshaus jenes Kloster Scona Mora war, welches zwischenzeitlich von den Prämonstratensern bewohnt und bewirtschaftet, später aber aus nicht bekannten Gründen verlassen wurde. Zu dem Oldekloster gibt es um 1420 folgende Hinweise: "Der Hauptanziehungspunkt des Oldeklosters war ein wundertätiges Marienbild. Es zog viele Wallfahrer aus der ganzen Region an. Die Schenkungen der Pilger an Kleinodien, Geld und Landbesitz müssen außerordentlich zahlreich und sehr wertvoll gewesen sein. Unter dem Zustrom der Weltleute bildete sich auch eine Bruderschaft der seligen Jungfrau Maria, die jeweils um Pfingsten vier Tage lang feierte, wozu besonders viele Festpilger kamen". Dabei sammelte die Bruderschaft für den Bau einer neuen Kirche in Oldekloster „Kleinodien, Geld und anderes, welches sie unter der Obhut des Priors von Esens zu Ehren der Kirche darboten“. So konnte an dieser Stelle schon bald ein neuer Chor an der Kirche errichtet werden. Die Bruderschaft, die zuerst einen guten Anfang hatte, kam nach Berichten der Marienkamper Ordensbrüder jedoch „wegen Völlerei und anderer Übelstände zunehmend in unmenschliche und schimpfliche Verhältnisse“, was den Klosterbrüdern des Augustinerordens sehr missfiel. Dasselbe Urteil bildete sich auch wegen des Feilschens, unerlaubten Handelns und unmäßiger Trinkerei am Kirchweihfest dieser Kirche, wenn die Mönche die Produkte ihrer Acker- und Viehwirtschaft feilboten. Entgegen einiger anders lautenden Berichten blieb das Oldekloster in der Augustinerzeit bis zur späteren Reformation ein Marienwallfahrtsort. Eine Verlagerung des Marienbildes nach Marienkamp hat es auch nicht gegeben. Der Hinweis zum Kirchneubau unterstreicht die Wichtigkeit dieses Klosters. Man kann auch auf ein beträchtliches Alter dieses Standortes schließen, weil Kirchen aus dem 13. Jh. bereits mächtige Mauern aus Klosterformatsteinen besaßen, die Jahrhunderte überstehen konnten. Marienkamp / Ezelingvelde hatte nach verschiedenen Hinweisen um 1420 im Gebäudebestand ebenfalls eine Kirche und Unterkünfte für die Mönche, die nach den Worten des Schreibers der Mönchschrift von 1450 auf die "Frisonen" (einheimische Benediktiner) zurückgingen. Es wird angenommen, dass der Konvent der Klöster zunächst im Oldekloster beheimatet war und erst später in das Kloster M. umsiedelte, als Esens in seiner Funktion als Vorort des Harlingerlandes immer größere Bedeutung erlangte. Mit der Reformierung der Benediktinerstandorte wurde der Frenzwegener Prior Henricus Loeder beauftragt. Loeder setzte damals zunächst Arnold von Hüls als Rektor ein, der zuvor schon im Kloster Thabor bei Sneek (NL) gewirkt hatte. Die Augustiner besetzten zunächst Ezelingfelde und nannten dies Kloster in Anlehnung auf die Schutzpatronin, der heiligen Jungfrau Maria, „Marienkamp“ (Campus beate Marie). Der Benediktinerabt Heinrich hatte sich zu diesem Zeitpunkt mit seinen Mönchen und Konversen in das ca. 4 km westlich von Esens gelegene Kloster Pansath zurückgezogen. Über die Vorgänge mit denen er zur Aufgabe der klösterlichen Besitzungen bewegte wurde, steht in dem von Pastor Spichal übersetzten Missale von Kopenhagen: „Im Jahr des Herrn 1420 verzichtete Herr Heinrich, Abt zu Pannenzethen, auf sein Kloster und das ihm unterstehende Haus bei Esens mit allem zugehörigen Land zu Gunsten von Arnold Hüls, des ersten Rektors in Marienkamp aus dem Orden der regulierten Kanoniker des hl. Augustinus. Und so wurde das Kloster des hl. Benedikt in den Orden des hl. Augustinus umgewandelt. Damit verzichtete der vorgenannte Herr Heinrich auch auf das Kloster „Oldekloster“, wo die Jungfrau Maria damals ihre Gnade durch Heilungswunder schenkte, weswegen dort viele Geschenke, Kleinodien und Almosen dargebracht wurden. Das hat jener Abt bei unserer Ankunft alles fortgenommen, weswegen er auch ein schlimmes Ende genommen hat. Weil er sich in unser Haus in Esens (Marienkamp) nicht begeben wollte, entfernte er sich von uns und nach einigen Jahren ertrank er infolge eines traurigen Unfalls in der Elbe bei Hamburg. So möge es allen Plünderern der Jungfrau Maria ergehen. Wir sind auch darüber unterrichtet, dass einige spätere Plünderer des Bildes der Jungfrau Maria kein günstiger Ausgang beschieden war.“ Im vatikanischen Archiv zu Rom lagert unter Reg. Lat. 237 fol. 198v. Regest: Rep. Germ. 4 Sp. 1092 eine Urkunde die besagt, dass Papst Martin V. dem Abt Heinrich des Benediktinerklosters Marienkamp bei Esens einen Plenarablass erteilte. Diese zugleich älteste Urkunde zu M. belegt, dass die Bezeichnung "Abt zu Pannenzethen" nur eine zeitlich begrenzte Betitelung des Missaleschreibers war. |
Neben
dem vorgenannten Missale gibt es noch eine weitere Mönchsschrift, die um
1450 entstand. Dies war eine Lobschrift in lateinischer Sprache auf den 1. Prior
des Klosters, Arnold von Creveld. In dieser leider nicht
mehr vollständigen Schrift gibt es auch Anmerkungen zur damaligen ostfriesischen Geschichte.
Zu dem Werk gehören zwei Hefte im Kleinformat, die auf Pergament und auf Papier
beschrieben wurden. Einige Passagen dieser Schrift, die im Nieders. Staatsarchiv in Aurich unter StAA Rep. 241, 1424 wurde Arnold fand bei seiner Einführung die ganze Klosteranlage mit Marienkamp, Pansath und Oldekloster in einem desolaten Zustand vor. Die Mönche bestellten die Felder des Häuptlings von Esens, der auch seine Schafe auf den Triften des Klosters weidete. Ein anderer Häuptling aus Norden wollte auf der Rossmühle Leinsamen zu Öl schlagen lassen. Außerdem gab es Grenzverletzun- |
Schriftprobe aus der Mönchsschrift von 1450
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gen zu Ungunsten des Klosters durch die Priester von Esens und Oldendorf. Prior Arnold schaffte mit großem Eifer Ordnung. Ihm wurde auch großes Verhandlungsgeschick nachgesagt, mit dem er die Rechte des Klosters wahrte und seine Besitztümer vermehrte. So kam z.B. Margens bei Esens als weiteres Vorwerk hinzu. Wurde seinem Handeln anfangs auch Mistrauen entgegengebracht, erwarb er sich durch seine aufrechte Art allmählich auch eine Freundschaft zum Häuptling Wibet von Esens. In seinem Kloster nahm er neben den Brüdern, die er mitgebracht hatte, vor allem "Ausländer" aus Coesfeld, Werlsloh, Emmerich, Leerdam, Lüttich usw. auf. Weil dies den Einheimischen missfiel, wurden zudem Laien aus der Landbevölkerung in seine Dienste mit aufgenommen. Mit Zustimmung des Konvents vergrößerte er die Klosteranlagen außerdem mit dem verlassenen und verfallenen Gut Schoo. Dafür musste er zum Missfallen einiger Konventualen andere Besitzungen, wie in Nordorf, abgeben. In Marienkamp wurde 1424 die erste Windmühle in Ostfriesland erbaut. Mit großem Eifer wurden nicht nur die Gebäude in Schoo instand gesetzt, es wurden auch weitere landwirtschaftliche Gebäude in den anderen Vorwerken errichtet. Im Kloster selbst wurden, "um der Kirche mehr Heiligkeit zu geben", ein neuer Chor errichtet und Friedhöfe angelegt, die durch den Suffraganbischof der Bremer Diözese, Dietrich von Konstanz, geweiht wurden. Schließlich
fügte Arnold der Rossmühle, die zum Mahlen von Öl und Getreide,
Walken von Stoffen und Waschen von Bekleidung gebraucht wurde, eine
andere Mühle außerhalb des Klosters hinzu. Dies war zu diesem
Zeitpunkt die erste Windmühle in Ostfriesland, die an dem Ort Nr. 17
der Übersichtskarte errichtet wurde. Hierbei wird es sich um eine
Bockwindmühle gehandelt haben, die es in dieser Bauweise schon im
westlichen Europa gab. Es ist zu vermuten, dass seine weit gereisten Mönche
davon Kenntnis hatten. Mit diesem Wissen und handwerklichem Geschick ist
es ihnen offenbar gelungen, diesen Mühlentyp nachzubauen und in Gang zu
setzen. Sie wurde 1670 noch an ihrem alten Standort von dem Niederländer
J. B. Regemort vorgefunden und in seine damalige Karte von unserer
Gegend eingezeichnet. Um 1430 wollten die Benediktiner Marienkamp zurück erobern. Der steigende Wohlstand des Klosters wurde bedroht. Die nach Mariental bei Norden vertriebenen Benediktiner-Mönche verbanden sich mit einigen Häuptlingen um die neuen Bewohner von M. zu vertreiben. Zuerst wollten sie dabei Pansath überfallen. Ein Angehöriger eines Bauern aus Utgast belauschte jedoch das Gespräch einiger Verschworenen und informierte seinen Herrn. Dieser warnte den Klosterherren, der zu dieser Zeit in Pansath weilte. Darauf
suchte Arnold Schutz bei dem mächtigen Landeshäuptling Focko Ukena, der gerade die 1431 bewilligte Papst Eugen IV für das Kloster Marienkamp einen Ablass. Im Vatikanischen Archiv in Rom liegt eine weitere Urkunde, Repoertorium Germanicum Pontificat Eugen IV. Bd. 1 S. 182, Nr. 1100, die belegt, dass Papst Eugen IV am 23. Mai 1431 dem Kloster M. einen Ablass bewilligte. Darin heißt es: Allen Gläubigen, die an bestimmten Festtagen die Kirche des Klosters Marienkamp bei Esens im Harlingerlande, in dem über 100 Mönche nach der Ordensregel leben, besuchen und die Bauarbeiten an der Kirche unterstützen, und denjenigen, die dasselbe 6 Tage vor und 8 Tagen nach den Festtagen tun, wird ein Ablass von 100 Tagen gewährt. Daraufhin herrschte im Kloster selbst und in den Vorwerken rege Bautätigkeit, bei der sich ein Laienbruder mit dem Namen Friedrich, besonders hervor tat. Durch unterschiedliche Beschreibungen ist offen, ob es sich bei ihm um den Bruder von Prior Arnold oder des späteren Prioren Rembert ter List handelte. Friedrich kam als Stellmacher bzw. Zimmermann aus Frenswegen und hat in M. u.a. ein neues Dormitorium (Schlafsaal) für seine Ordensbrüder errichtet. Der Esenser Chronist Hieronymus von Grest beschrieb den damaligen Zustand des Klosters wie folgt: Marienhof hat in Flor gestanden. Der Regularen Arbeit war vorwärts gegangen. 36 Geistliche und 100 Brüder wurden gepriesen, Gäste und Arme nicht abgewiesen. Des Klosters Gebäude groß und klein, Einer Stadt gleich waren sie anzusehen. Arnold von Creveld und 13 seiner Mönche starben 1431 an der Pest. Das unermüdliche Schaffen von Arnold wurde noch bevor er Pansath zu einem größeren Kloster ausbauen konnte, durch die grassierende Seuche beendet. Er starb wie sein Subprior Nicolaus und weitere Mönche an der Pest. Der Prior hinterließ den Ruf eines klugen aber auch bescheidenen und mäßigen Mannes, der selbst zum Generalkapital seines Ordens nur zu Fuß reiste. Wenn er sich zur Essenszeit außerhalb des Klosters verspätet hatte, gab er sich mit dem Getränk zufrieden, welches ihm die Klosterbrüder übrig gelassen hatten. Seine Leiche wurde unter großer Anteilnahme, auch des Häuptlings von Esens, im Chor der Klosterkirche begraben. Nach ihm wurde Heinrich Bindemeister neuer Prior, der allerdings auch schon ein Jahr später verstarb. Das
Augustinerkloster Marienkamp entwickelte sich prächtig
weiter. Unter
den weiteren Nachfolgern von Prior Arnold stieg Marienkamp zum
bedeutendsten Kloster der Augustiner in Ostfriesland auf.
Dies hohe Ansehen belegen zahlreiche Schenkungen wie die durch
Okko II tom Brok, der dem Kloster im April 1434 lt. Testament 14
Reinoldusgulden, 18 Goldgulden, Auf Verlangen des Bischofs aus Bremen wurden Marienkamp bald weitere Klöster unterstellt. Dies waren im Jahre 1444 das Benediktinerkloster „Sylo“ aus Sielmönken im Amt Greetsiel sowie 1450 das Prämonstratenser-Nonnenkloster „Hopsel“ in Hopels bei Friedeburg. Eine weitere Urkunde im Ostfr. UB Bd. 1 Nr. 1081 berichtet darüber, dass die letzten drei Nonnen das Prämonstratenser- stiftes Coldinne bei Arle, von dem mit Marienkamp inkorporierten Kloster Sylo in eine Gebets- gemeinschaft aufgenommen wurden. Dazu wird vermutet, dass auch das Johanniterkloster in Burmönken von Marienkamp aus mit verwaltet wurde. Unterdessen wurden Rembert ter List und Johannes Lap als Prioren des Klosters genannt. Sie standen dem Konvent aber jeweils nur eine kurze Zeit vor. Sibet
Attena von Dornum war ein Freund des Klosters Marienkamp. Von
1451 bis 1458 und später noch einmal ab 1473 wurde Nikolaus von Calkar
Vorsitzender im Priorat. Ihn verband eine Männerfreundschaft mit Sibet
Attena von Dornum, der inzwischen Häuptling der Herrlichkeiten Esens
und Stedesdorf geworden war. Zu den besonderen Verdiensten Sibet Attenas
in seiner Regentschaft von 1447 bis 1473 gehörte sicherlich die
Einigung des Harlinger- landes mit der Herrlichkeit Wittmund. Dies war aus
Sorge darüber geschehen, dass dieses harlingerländer Teilgebiet unter
einem andern Hoheitsanspruch fallen könnte, weil die Ehe des dortigen Häuptlings
Tanno Kankena mit Wibets zweiter Tochter Gela ohne Kinder und rechtmäßige
Erben geblieben war. Sibet hat dies Problem dadurch gelöst, dass er
im Jahre 1452 die Wittmunder Burg in einem Handstreich einnahm und Tanno
Kankena nach Dornum umsiedelte, wo er diesem einen Teil seiner eigenen
Besitzungen übergab. Im Jahre 1464 wurde Sibet bei der Verleihung der Grafenwürde an seinen Onkel Ulrich, zeitgleich zum Ritter geschlagen. Ihm wurde später auch vom Kaiser Friederich III, gestattet, „spanisch
Vormünder. Dabei trat besonders Hero Mauritz Kankena in Erscheinung, der in dieser Zeit Häuptling von Friedeburg wurde. Prior Nikolaus aus dem Kloster Marienkamp wurde zuvor im Jahr 1458 zum Probst von Langen erwählt und verließ unsere Gegend. Über seine Beziehungen zu Sibet in den Folgejahren gibt es keine Aufzeichnungen. Auffällig ist jedoch, dass er in dessen Todesjahr 1473 nach Marienkamp zurückkehrte. Es wurde darüber berichtet, dass der Esenser Häuptling jenem Nikolaus sein Pferd Töpke und 20 Goldgulden, Rheinl. schenkte bzw. vermachte. Außerdem soll dieser die Schlüssel zu einer Truhe mit Kleinodien und Geld von Sibet zur Aufbewahrung bekommen haben. Einige
Marienkamper Schriften wurden inzwischen wiederentdeckt.
Gericht an verschiedenen Beispielen. Auf Seite 85 enthält es das wohl älteste kleine Gemälde des Harlingerlandes. Dies zeigt, wie Gott Moses die beiden Gesetzestafeln mit den 10 Geboten überreicht. Die Zeichnung verrät einen einfachen und schlichten Künstler. Im
Jahre 1484 wurde ein Missale für Graf Gerd von Oldenburg angefertigt. Als Johannes von Bentheim im Jahre 1484 zum Prior gewählt wurde, befand sich das Kloster auf seinem wirtschaftlichen Höhepunkt. Im Missale von Kopenhagen und anderen Unterlagen sind Hinweise zu finden, dass sich der klösterlich Landbesitz inzwischen bis in das Gronigerland und bis ins Emsland erstreckte. In seiner kurzen Amtszeit wurde die alte Kirche durch eine neue ersetzt, die an dem Chor aus den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts angebaut wurde. Prior Johannes muss sich aber auch Gedanken darüber gemacht haben, wie man den Fortbestand von Marienkamp für die Zukunft sichern könne. Denn im Oldenburger Urkundenbuch gibt es einen Eintrag: Anno domini 1484 ego frater Johannes Bentheim, prior canonicorum regularium monasterii prope Ezens partium Oestfrisie, hunc librum missalem feci. Ordinavi a nostris conscribi atque finiri eodem anno predicto ac presentari generoso et nobili militi domino Gherardo comiti Oldenburgensi monasterii ac bonorum nostrorum gratiosissimo defensori ac fautori, nihil inde repetendo nisi ut ipse cum nobili suorum heredum progenie defensores nostri et fautores semper perseverent, apud Deum et homines corpore et animore et animo perpetuo felices, incolumes ac beati. Amen. Dieser Eintrag besagt, dass Prior Johannes von Bentheim dem Grafen Gerd von Oldenburg, als Beschützer und Gönner seines Klosters, durch einen Mönchen ein Missalbuch anfertigen und überreichen ließ. Dies Missale wurde mit dem Bücherbestand der gräflichen Bibliothek im Vareler Schloss im Jahre 1751 Opfer eines Brandes. Als Prior Johannes 1488 verstarb, hinterließ er ein Kloster das nach den Worten des Missalescheibers an Reichtümern überquoll. In
der Beschreibung zu dem in Emden ausgestellten Exemplar hieß es, dass
diese Schrift um 1510 in den Besitz der ostfriesischen Grafen gelangt
sei. Nach dem Tode des letzten Cirksena-Sprosses, Carl-Edzard im Jahre
1744, fiel es an Friederich d. Gr. von Preußen. Da dieser zunächst die
zerrütteten Finanzen seiner neuen Provinz Ostfriesland in Ordnung bringen wollte, ließ er
u.a, die gesamte fürstliche Bibliothek versteigern. Darunter befand
sich das
Missalbuch aus dem Kloster Marienkamp.
Erworben hat es zunächst ein dänischer Graf, der es dann nach seinem Tode der königlichen
Bibliothek in Kopenhagen vermachte. Das Buch setzt sich aus 80 Bögen
Pergament zusammen, ist etwas größer als DIN A 4. Die lateinischen
Buchstaben sind groß geschrieben. Ergänzt wird der Text durch farbige
Bilder zu den hohen kirchlichen Festen. Im 18. Jahrhundert wurde das
Buch neu in Leder eingebunden und mit dem fürstlichen Wappen versehen. Weitere Schriften bei denen es um das Kloster
Marienkamp ging waren die Klageschrift der Häuptlinge Hero Omken v. Esens und Ulrich von Dornum aus dem Jahr 1503. Diese Handschrift liegt im Staatsarchiv in Aurich (StAA Rep. 4, B13c, N4) und ist 1877 im Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden (Emden Jb.) von Dr. Sauer beschrieben worden. Dazu gelangen Prof. Menso Folkerts in der Groninger Universitätsbibliothek zwei weitere Entdeckungen. Hierbei handelte es um die mathematische Berechnung eines Kreisbogens, die 1487 von Frater Everhardus v. Warendorp in Marienkamp erarbeitet wurde und wesentlich einfacher gewesen sein soll, als die 1488 in Straßburg in Buchform herausgebrachte Berechnung des Kardinals Nicolaus von Cues. Außerdem fand er die "Groninger Handschrift Nr. 103, Blatt 232“, die auf Walter von Euchhausen aus Marienkamp zurückgeht. Diese wurde aber im westfriesischen Kloster Thabor bei Sneek verfasst, zu dem Marienkamp enge Beziehungen pflegte, weil beide Klöster einmal durch Arnold von Hüls reformiert worden waren.
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