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Die Holtgaster Heimat-Geschichte

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Geschichte des Schulwesens in Holtgast von 1900 bis 1950

Quelle: Unterlagen des Königl. Konsistoriums zu Aurich, gefunden im Staatsarchiv, StAA Rep. 16/2 Nr. 2698  sowie Auszüge aus der Schulchronik von Holtgast von Joh. Baumfalk, die in der "Beckerschen Dorfchronik" wiedergegeben wurden.

Um der Verfügung der königlichen Regierung von 1899 zu erfüllen trafen sich am 11. April 1901 in einer örtlicher Besichtigung Landrat Budde, Reg.- und Baurat Bohnen und Reg.-Rat Picht um an einer Schulvorstandssitzung teilzunehmen, in welcher einstimmig beschlossen wurde, eine neue Schule mit Lehrerwohnung zu bauen und das alte zu verkaufen.

Nun kam zunächst die Landerwerbsfrage, die allein Sache der Schulgemeinde sei und zu welcher die Regierung keine Beihilfe gewährte.

Abgekürzter Verhandlungsverlauf: Grundstücksanbieter waren E. Feldmann, Ulrichs, P. Eilts und Schulvorsteher Tj. Fooken Goldenstein. Am 27.4.1901 wurde das jetzige Schulgrundstück mit einer Größe von 1 ha, 53a und 51qm von letzterem für 4250 M erworben.

Die Regierung legte im Februar 1902 einen Bauplan vor. Der Vorstand forderte Holzdielung für die Küche, Regenbacken und weiter vorspringende Scheune. Letztere beiden Wünsche wurden abgelehnt. Im August kam an den Vorstand die Nachricht, dass als „Allerhöchstes Gnadengeschenk“ 10.000 M bewilligt seien, der Vorstand habe nun sofort einen Plan und Riss auf seine Kosten, am besten bei einem Techniker in Wilhelmshaven, der mit der Bauinspektion Fühlung habe, ausarbeiten zu lassen.

Das geschah durch H. Hinrichs. Die Gesamtkosten sollten 16.350 M betragen. Die Finanzierung sah wie folgt aus: 10.000 M Gnadengeschenk, 4.000 Leistung der Gemeinde außer Hand- und Spanndienst, der mit 2.000 M angerechnet wurde und 350 M als Materialwert des alten Gebäudes. Frerichs erhielt 2% = 327 M.

Am 14. Dezember 1902 wurde der Bau an Zimmermeister Heeren in Esens vergeben. Der hatte, was besonders im Interesse der Gemeinde war, nur 750 M für Hand- und Spanndienst in Ansatz gebracht. Seine Forderung war 12.900 M. Die Maler- und Glaserarbeiten wurden ihm genommen und an Maler Rodenbäck für 380 M vergeben.

Der Bau musste am 15. März 1903 beginnen und am 15. August beendet sein. Es wurden aber verschieden  Änderungen vorgenommen, schließlich auch noch die Tische und Bänke gestrichen, so dass die Einweihung erst am 19. Oktober stattfand. Der ganze Bau mit allen Anlagen kostete 14.336,62 M und 750 M für Hand- und Spanndienst, Summe 15.08,62 M. Das alte Grundstück wurde verkauft für 2.110 M. Zu den Kosten, die die Gemeinde aufbringen musste, wurden 7,200 M von der Hann. Landeskreditanstalt zu einem Zins- und Tilgungssatz von 51/4 v. H. geliehen.

Zeichnung

 

Das neue Schulgebäude ist 20 m lang und 10 m breit. Mit dem tief heruntergezogenen Dach gleicht es sich dem Baustil des ostfriesischen Bauernhauses eng an. Es steht in der Richtung von Süden nach Norden längs dem „Herrenlands Heuwege“, von der Norder Landstraße nach Bransdhoff bzw. „tüschen de Wallen“ um „de Hooge Warf“ herum nach Kloster Schoo hinführt. Nach der Nordseite ist in gerader Richtung eine 10 m lange Scheune angebaut worden.

Aus dem Grundriss des Hauptgebäudes sind Größe und Anzahl der Zimmer im Erdgeschoß zu ersehen. Über den Klassenraum sind auf dem Boden noch Kammern (je 4,85 x 1,80). Eine schräge Dachkammer über der Kellerstube (3,90 x 2,85) vervollständigt die Aufzählung der Räume im Hauptgebäude, aus dessen 4 großen Schornsteinen herausragen. Die große anschließende Scheune enthält Kuh-, Schweine- und Schafställe sowie Heugulf, Torfställe, Dreschdiele, Waschküche und Toiletten. An der Ostseite des Hauses befindet sich der 20 x 30 m große Spielplatz. Er ist von hohen Lindenbäumen umstanden und von einen Dornenhecke eingefriedigt

1936 hat der Lehrer von seinen Dienstländereien zur Vergrößerung des Turn- und Spielplatzes und für einen Schulgarten einen großen Teil zur Verfügung gestellt.  

Für den Schulbetrieb wurde ein 2. Lehrer benötigt

In den Jahren 1914 bis 1919 stieg die Schülerzahl weit über hundert, so dass das Klassenzimmer längst zu klein wurde. So musste denn zunächst Halbtagsschule eingerichtet werden. Die andauernd hohe Schülerzahl machte die Anstellung eines zweiten Lehrers notwendig.

Schulvorstand und Gemeindeausschuss waren mit der Einrichtung einer weiteren Lehrerstelle wohl einverstanden, wenn der Gemeinde keine Mehrkosten durch die Besoldung des zweiten Lehrers erwüchsen. Daraufhin leitete Landrat Schramm aus Wittmund selber eine Gemeindeausschuss- sitzung, an der auch der Kreisschulrat Dr. Gindler teilnahm. In dieser Versammlung wurde die Einrichtung einer 2. Lehrerstelle abgelehnt. Die Regierung schritt nunmehr zur Zwangsetatisierung. Der Kreisausschuss beschloss einstimmig, die 2. Lehrerstelle einzurichten. Da die Gemeinde von dem Beschwerderecht keinen Gebrauch machte wurde am 1. März die 2. Lehrerstelle eingerichtet.  

Der Schulausschuss weigerte sich ein 2. Klassenzimmer zu bauen

Leider fehlt noch immer ein 2. Klassenzimmer. Mehrfach ist bereits der Versuch gemacht, noch einen Unterrichtsraum anzubauen. Doch die Finanzlage ließ einen Neubau bislang nicht zu.  

 

Anschaffung einer Blitzschutzanlage

Im Laufe der Jahre wurde die Schule zweimal vom Blitz getroffen. Auf Antrag des Lehrers entschloss sich darum 1928 der Gemeindeausschuss, auf dem Schulgebäude eine Blitzschutzanlage anbringen zu lassen. Im Frühjahr 1932 erhielt die Schule von der Regierung einen Radio Apparat. Den anteilsmäßigen Beitrag der Gemeinde bezahlte Lehrer Becker aus eigener Tasche.

Soweit mir die Namen der in Holtgast angestellten Lehrer zur Verfügung stehen, möchte ich sie hier aufführen: 

 Die Lehrer von 1900 bis 1950

                         

                        12.       Johann Baumfalk           1888 – 1917

                        13.       Johann Becker              1917 – 1956

Die 2. Lehrerstelle wurde verwaltet von:

                        1.         Helmuth Bartz               1921 – 1923

                        2.         Karl Heinrich Schulze    1923 – 1932

                        3.         Fritz Schlamkov            1932 – 1935

                        4.         Gerd Gerdes                 1935 – 1937

                        5.         Werner Schmidt            1949 – 1954

 

1949 beschloss der Gemeinderat die Wiedereinrichtung einer 2. Lehrerstelle. Sie wurde am 1. Dez. 1949 mit dem Schulamtsbewerber Schmidt, einem gebürtigen Schlesier besetzt. Am 10.1.1950 nahm Herr Schmidt den Unterricht auf. Am 22.8.1952 bestand er seine 2. Lehrerprüfung. Er bewarb sich bald um eine erledigte Mittelschullehrerstelle in Esens, die ihm dann am 1.4.54 auch übertragen wurde. Seine Nachfolgerin in Holtgast wurde Frau Herta Riemke geb. Reinhardt, aus Altenburg in Thüringen gebürtig, seit 1947 aber schon in Esens wohnhaft, ohne beruflich tätig gewesen zu sein.