Die Holtgaster Heimat-Geschichte |
Landwirtschaftliche Ertragsverbesserung durch "Mergeln" Quelle: Dorfchronik von Johann Becker v. 1936 Am
Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte man die Bedeutung des Mergelns. Wenn man früher
beim Graben eines Brunnens oder einer Grube auf Mergel gestoßen war, so
hatte man ihn grau und unbewachsen lange Jahr am Rande in einem Haufen
liegen lassen und jegliche Berührung mit ihm vermieden. Denn das der
Haufen nicht bewuchs, zeigte deutlich wie unfruchtbar diese Erdart sein
musste. Erst als man vernahm welche Erfolge man in Westerholt mit dem
Mergel erzielt hatte, suchte man ihn auch hier zu verwerten. Die
Versuche gelangen über erwarten und nun wurde überall gemergelt. Welch
großer Umfang die Bodenverbesserung durch „Mergeln“ angenommen
hatte, davon zeugen die vielen Mergelkuhlen die Holtgast aufweist. Das das Schlöten des Mergels eine saure Arbeit mit den unzulänglichen
Mitteln gewesen ist, davon zeugt die Tiefe der der Kuhlen. Manche sind
30 Fuß tief. Aber unsere Väter haben sich die mühevolle Arbeit nicht
verdrießen lassen, galt es doch den Lebensraum auch für kommende
Geschlechter zu verbessern. Als dann später Kunstdünger in den Handel kam, drängte er den um den Ort herum gefundenen Mergel immer mehr zurück. Viel Land ist durch die Ausbeutung jetzt auch wertlos geworden. Vielleicht angelt der eine oder andere einmale einen dicken Hecht oder einen Aal in den Mergelkuhlen, so der Beitrag von Joh. Becker. Anmerkung: Mergel besteht zu einem Anteil aus Ton und zu einem weiteren Anteil aus Kalk. Mit dem Mergel wurden vor allem feuchtere und saure Gebiete verbessert, denn Kalk neutralisierte die Böden und der Ton machte ihn stabiler. Trotzdem
war der Mergel kein Düngeersatz, da er außer Kalk keine
Bodennährstoffe besaß. Deshalb wurden die Ländereien, wenn sie nicht
nicht mit Naturdüngerbeigaben wie z. B. Mist oder Jauche versorgt
wurden, bald unfruchtbar und ausgelaugt. Daher rührt auch der Begriff
"ausgemergelt" her. |