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Die Holtgaster Heimat-Geschichte

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Das Ende der französischen Besatzung bahnte sich 1813 an  

Quelle: Harry Pladies - Ostfriesland im Zeitalter Napoleons - aus: Die Leuchtboje, Heft 19, Leer o.J. sowie weitere Schriften lt. Literaturverzeichnis

Auch wenn man in Ostfriesland nicht viel von dem dramatischen Ende des Rußlandfeldzuges der Franzosen mitbekam, fiel hier auf, dass auf den Inseln inzwischen von den Besatzern Barrikaden aus Furcht vor einer englischen Invasion errichtet wurden.

Als jedoch russische Truppen Hamburg eroberten, rückte am 21. März 1813 eine große Schar Bauern aus dem benachbarten Oldenburg in Friedeburg ein. Sie verkündeten die Befreiung von der französischen Herrschaft. Im Ort wurden die Sturmglocken geläutet, französische Wappen und Schilder zerschlagen und die Einheimischen bewaffneten sich.

Rasch breitete sich der Aufstand aus: von Friedeburg nach Reepsholt, von hier nach Leerhafe, nach Burhafe und Buttforde, von diesen Ortschaften nach Dunum, Stedesdorf und Esens. Die französischen Beamten suchten in Aurich Schutz.

Der Präfekt holte Verstärkung aus Groningen heran und zog mit allen verfügbaren Truppen nach Esens und Wittmund. Bei Rispel kam es zu einem Gefecht zwischen Franzosen und Aufständischen. Fünf Bauern fanden dabei den Tod. Nach diesem bewaffneten Zusammenstoß hörten die Unruhen auf.

Siebzehn Teilnehmer an dem Aufstand kamen vor ein Kriegsgericht. Sie erhielten schwere Zuchthaus- und Gefängnisstrafen. Der geflohene Notar Friedrich August von Davier aus Neustadtgödens wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Überall wurde versucht, wieder die alte Ordnung herzustellen. Napoleon baute eiligst eine neue Armee auf. Dazu mussten alle Provinzen seines verbliebenen Kaiserreiches weitere Pferde und Soldaten abgeben. So wurden nochmals 632 Ostfriesen eingezogen. Es gab aber auch Freiwillige die sich für die Ehrengarde des Kaisers meldeten. Dennoch verließen die französischen Soldaten alsbald Ostfriesland um neue Verteidigungslinien aufzubauen. 

Dies nutzte der preußische König seinerseits und rief ebenfalls alle verbliebenen wehrfähigen Männer in Ostfriesland auf, in die Landwehr oder in den Landsturm einzutreten. Der Ruf verhallte nicht ungehört. Unzählige Freiwillige meldeten sich bei den Sammelstellen. Auf dem Blücherplatz in Norden wurde das "Ostfriesische Freiwilligen Jäger Detachement" unter dem Befehl des aus Pewsum gebürtigen Leutnants Sasse zusammengestellt und später durch Abteilungen aus Tecklenburg und Lingen ergänzt.

Ostfriesische Landwehrtruppen nahmen an der Belagerung der Festung Delfzijl teil, wo sich die französische Besatzung festgesetzt hatte. Sie bewährten sich auch in der Schlacht von Ligny in Frankreich und waren bei der Verfolgung napoleonischer Truppen bis Paris beteiligt. Nach der endgültigen Niederlage Napoleons bei Waterloo trafen im Februar 1816 die ostfriesischen Wehrmänner wieder in der Heimat ein und wurden überall begeistert empfangen.

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