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Die Holtgaster Heimat-Geschichte

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Die Esenser Revolte gegen die neue Steuerregelung.

Quelle: Harry Pladies - Ostfriesland im Zeitalter Napoleons - aus: Die Leuchtboje, Heft 19, Leer o.J.  

Völlig neu war für die Ostfriesen auch die Vielzahl der Steuern die zusätzlich privat aufzubringen waren. Dazu gehörten die Grundsteuern für den Haus- und Landbesitz, für fast alle Gebrauchsgüter, Waren und Luxusartikel sowie Tiere und Dienstleistungen, selbst die Feuerstellen im Haus wurden besteuert.

Dies führte überall im Land zu Unruhen. Bei den vielen Zwischenfällen beschränken wir uns auf das Harlingerland. So wurden in Dornum dem Steuereinnehmer am hellen Tage die Fenster eingeworfen. Dabei drohte man ihm, sein Haus nächstens in Brand zu stecken, falls er sein Amt nicht niederlege. Eintreffendes Militär schützte den Bedrohten gegen weitere Gewalttätigkeiten. Ähnliche Unruhen gab es auch in Dunum, Westeraccum und in mehreren anderen Orten.

Am schlimmsten aber war es in Esens. In zehn Häusern, in denen Steuerbeamte wohnten, schlug man die Fenster ein. Der Rädelsführer, ein Bauer, wurde verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Daraufhin zogen am nächsten Tage ungefähr 100 Bauern nach Esens. Sie stürmten erst das Haus des Oberamtmannes. Dann liefen sie zum Amtsgericht, schlugen dort die Fenster ein, brachen die Türen des Gefängnisses auf, befreiten den eingesperrten Bauern und führten ihn im Triumph in seinen Heimatort Barkholt zurück.

Zwei Tage später marschierten 40 Soldaten und einige Gerichtsdiener nach Barkholt, um den mit Gewalt befreiten Bauern wieder gefangen zunehmen. Sofort rotteten sich ungefähr 400 Bauern zusammen. Sie zogen dem Militär entgegen, schossen auf die Soldaten und verwundeten zwei Gerichtsdiener. Aber bald zerstreuten weitere Soldaten die Ansammlung, verfolgten die flüchtenden Bauern bis Ochtersum und führten 24 von ihnen als Gefangene nach Esens.

In der nächsten Zeit sorgten vier Brigaden Gendarmen in Esens für Ruhe und Ordnung. Alle Bauern aus Holtgast, Barkholt, Ochtersum, Utarp und Umgebung mussten ihre Gewehre abliefern.

Der einsichtsvolle Landdrost van der Capellen ließ die an den Unruhen beteiligten Einwohner nicht bestrafen. Im Gegenteil, in öffentlichen Bekanntmachungen forderte er die Steuereinnehmer zur gerechten Festsetzung der Abgaben auf und stellte Willkür und Ungerechtigkeit bei der Steuereinziehung unter Strafe.  

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