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Die Holtgaster Heimat-Geschichte

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Hero Omken (der Jüngere)

Quelle: Literaturverzeichnis

regierte fast 50 Jahre lang (1473 bis 1522) das Harlingerland. Mit ihm hat sich das Verhältnis zu den Cirksenas stark verändert, denn er bestand auf die Eigenständigkeit seines Territoriums.

Seine Einstellung konnte man schon daran erkennen, dass er den Nachnamen seiner Mutter annahm. Nach dem Harlingerländer Namensrecht wurden normalerweise die Kinder im Nachnahen nach dem Vornamen des Vaters benannt. Wenn jedoch der Hof oder die Besitztümer von der Mutter stammten, konnten die Kinder auch nach ihr benannt werden. Wir vermuten, dass Hero sich mit seiner Namenswahl von seinem berühmten Vater und Cirksenafreund distanzieren wollte. Ein weiterer Grund kann auch die zweite Ehe seines Vaters mit Margarete von Westerwolde gewesen sein, der dann auch die Söhne Ulrich und Sibet entstammten und von denen Ulrich später einmal die testamentarisch begründete Ansprüche auf eine Mitregentschaft stellte.

Doch zunächst wurde das Harlingerland von den Vormündern - insbesondere von Hero Mauritz Kankena - regiert. Dies tat dieser allerdings nicht ganz uneigennützig. Denn er nutzte mit Unterstützung der Gräfin Anna v. Ostfriesland die Gelegenheit, um Häuptling von Friedeburg zu werden obwohl der vormalige Häuptling Cirk in seinem Testament verfügt hatte, dass nach seinem Tode Friedeburg an Sibo von Dornum und dessen Erben fallen sollte. Dies wurde bei späteren Gebietsstreitigkeiten auch immer wieder ein Thema.

Nach seiner Volljährigkeit hielt Hero sich für den legitimen Nachfolger seiner Vorfahren Wibet und Sibo von Dornum. So wurde sein Halbbruder Ulrich, der beim Tode seines Vaters erst 8 Jahre alt gewesen war, für den Verzicht auf eine Mitregentschaft lediglich finanziell abgefunden. Auch hielt er von der testamentarischen Verfügung seines Vaters, "den Cirksenas für die Zukunft treu und hold zu bleiben", nicht viel und heiratete 1489 stattdessen mit Armgard die Tochter des Grafen Gerd von Oldenburg, der als größter Widersacher des ostfriesischen Grafen in dieser Zeit galt.

Nachdem die Gräfin Theda nach dem Unfalltod ihres erstgeborenen Sohnes Enno 1491 die Regentschaft über Ostfriesland an ihren Sohn Edzard weitergegeben hatte, verschärften sich die Spannungen. Denn Edzard war bestrebt das Machtgebiet seines Vaters Ulrich ausdehnen. Dies gelang ihm zeitweilig sogar von Groningen bis an die Weser, mit Ausnahme der Gebiete der aufmüpfigen Häuptlinge und Hero Omken von Esens und Edo Wiemken von Jever.

Um dies zu ändern soll Edzard, den man später auch den Großen nannte, sich sogar mit einer Fälschung im Jahre 1495 vom Kaiser einen neuen Belehnungsbrief, in dem nachträglich zu seinen Gütern nun auch Jever, Esens, Stedesdorf und Friedeburg eingetragen waren, besorgt haben.

Mit diesem kaiserlichen Freibrief überfielen Edzards Truppen die Gebiete des Harlinger- und Jeverlandes und zerstörten Dörfer und Kirchen, so auch in Westerholt.1496 wurde im Kloster Marienkamp ein vorläufiger Friedensvertrag geschlossen, aber die Streitigkeiten gingen munter weiter.

Um sich den Herrschaftsansprüchen und neuerlichen Angriffen des ostfriesischen Grafenhauses zu entziehen, gingen Edo Wiemken und Hero Omken 1499 sogar ein förmliches Lehnsverhältnis mit dem Bischof von Münster ein. Nach einem Einspruch von Edzard verlangte schließlich Kaiser Maximilian I im Jahre 1503, dass sich Hero Omken und Edo Wiemken dem Grafen Edzard als neuen Lehnsherren unterwerfen und die Verbindung zu Münster lösen sollten. Doch die beiden Schwager aus Jever und Esens dachten nicht daran.

Graf Edzard gewann in dieser Zeit mit Heros Halbbruder Ulrich von Dornum, der immer noch auf seine geerbten Ansprüche im Harlingerland bestand, einen willkommenen Verbündeten.

Hieronimus von Grest schrieb dazu:

Dem wohlgedachten Herrn Ulrich tät verdrießen,
dass sein Bruder des Landes allein sollt genießen.
Westlich von Marienhof (Marienkamp) ist er bei Nacht gezogen:
Eine verlorene Reise musste er wagen!
Viktor Freese von Loquard für ihn hat gewacht,
hat sich nach Ochtersum aufgemacht;
Esens zu nehmen waren beide bedacht.

In den Reimen von Grestius hieß es dann aber weiter:

An die Ostseite des Klosters ist er gezogen,
Bescheid ließ er vom Bruder erfragen . . .
Rötger von Steinfurt, der Prior und liebe Herr,
ward der Gebrüder Mitteler.
Was verhandelt war, ist nicht offenbar,
nur das man wieder abzog soviel ist klar;
Leid oder Schaden ist keinem geschehn,
die Brüder vertrugen sich unterein. -

1511 gab es einen neuen (gescheiterten) Versuch, die ewigen Streitereien beizulegen. Hierbei sollten Erbansprüche und Gebietsaustausch zwischen den Parteien, so auch mit Ulrich von Dornum, für "alle Zeit" durch eine Kommission gütlich und friedlich geregelt werden. 

Edzard sah sich nachdem er nun auch Groningen zu seinem Einflussgebiet zählen konnte, auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nach dem Tode von Edo Wiemken d. J. nahm er sogleich die Burg von Jever ein und hatte nun eigentlich nur noch Hero Omken als Widersacher. 

Doch nun machte Edzard durch seine Besitzansprüchen auf Groningen und durch Streitigkeiten mit dem Statthalter der Niederlande - dem Herzog von Sachsen - einen schwerwiegenden Fehler. Denn dies führte dazu, dass er durch eine Verfügung des Kaisers in Reichsacht kam. In dieser Situation hätte er sich sicher gerne die Neutralität von Hero Omken gewünscht aber der sah eine willkommene Gelegenheit, sich für die bisherige Schmach durch den Grafen zu rächen und schloss sich 1514 der Koalition des Herzogs von Sachsen gegen Edzard an, um zusammen mit 24 anderen Fürsten und Herren die Reichsacht zu vollstrecken. Die s. g. "Sächsische Fehde" endete 1517 mit der teilweisen Zerstörung von Ostfriesland. Edzard verlor dabei alle zuvor hinzugewonnen Gebiete und musste nun auf Groningen, den Ommenlanden und Butjardingen verzichten. 

Doch kaum nach dem Edzard durch Karl V. der Niederlande Gnade erlangt hatte, fiel er schon wieder in die Gebiete von Hero Omken  ein und organisierte große Raubzüge. Durch den Ausbau der Befestigungsanlagen von Wittmund und Esens konnten seine erneuten Belagerungen und Angriffe hier nur wenig bewirken. Umso größer waren dafür die Schäden bei Überfällen z. B. im Kloster Marienkamp und den Vorwerken in Margens und Terheide. 

Doch was Edzard auch anstellte, es gelang ihm nicht den stolzen Hero Omken bis zu dessen Tode im Jahr 1522 zu unterwerfen.

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Der Ehe zwischen Hero Omken mit Armgard von Oldenburg entstammten 6 Kinder. Dies waren Sibo (fiel in Diensten des dänischen Königs), Kaspar (fiel in fremden Diensten vor Königsberg), Johann (verstarb wie später auch seine Schwester Adelheid an einer unheilbaren Krankheit) sowie Balthasar und Onna.

Hero Omken führte während seiner Regentschaft ein strenges Regiment und betätigte sich auch gelegentlich als Seeräuber. Mit Ausnahme der Geistlichkeit aber auch des Landadels, die gerne eine stärkere Anbindung an Ostfriesland gesehen hätten, war er vor allem bei der einfachen Bevölkerung beliebt.

Hieronimus von Grest schrieb zu Hero Omken:

Frau Onna den Hero zur Welt gebracht, 
als Erbherr des Landes war er hochgeacht.
Hat auch sein Regiment gleich eingenommen,
dem Volk ist solches gut bekommen.
Er war ein klug-verständiger Mann,
seines Namens Ehr´ wird nicht untergahn.
Mannheit und Stärke hat er oft bewiesen,
ward auch vom Volk und Adel gepriesen.

Er wurde nach seinem Tode von seinem noch einzig lebenden Sohn Balthasar beerbt.

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