Die Holtgaster Heimat-Geschichte |
Die Ostfriesischen Häuptlinge (Hoeftlinghe) Quelle: sh. Literaturverzeichnis Große Katastrophen wie die Pest um 1350 und schwere Sturmfluten, in deren Folge der Dollart und die Leybucht im Westen, im Norden die Harlebucht und im Osten die Jadebucht entstanden, hatten das Land verändert. Die Bewältigung der Folgen kann einer der Gründe gewesen sein, weshalb sich die alte Ordnung allmählich auflöste. Einflussreiche Geschlechter, die meistens aus dem Bauernstand kamen, übernahmen immer häufiger Funktionen der bislang genossenschaftlich organisierten Landesgemeinden. Sie wurden als „vormunder“ bei politischen Verhandlungen eingesetzt und übernahmen so nach und nach die Verwaltungs- und Rechtshoheit der früheren Redjeven..Als äußeres Zeichen bauten sie sich nun befestigte Steinhäuser, die meistens mit einem Wassergraben umgeben waren. Diese lagen vielfach an Handelswegen. Da sie häufig auch die Handelsrechte besaßen, konnten sie Ihren Wohlstand ausbauen und gewannen dadurch noch mehr an Einfluss. Dieser herrschaftlicher Anspruch wurde in der Folgezeit vom Volke allerdings sehr skeptisch betrachtet. Das Häuptlingsgeschlecht der tom Broks aus dem Brokmerland zwischen Aurich und Norden entwickelte sich zuerst zum mächtigsten Familienverband in Ostfriesland. Der erste Häuptling aus dieser Familie, Keno der Ältere, gründete 1371 den Familiensitz in Oldeborg bei Engerhafe. Sein Sohn, Ocko der Ältere, (Ritter von Neapel), brachte weite Teile von Ostfriesland unter seiner Macht. Nur im Harlingerland und im Jeverland konnte man sich noch eine Weile seinem Machtstreben widersetzen. Nach einer ergebnislosen Verhandlung mit dem Häuptling Folkmar Allena, der Okko in der Auricher Burg belagerte, wurde er 1391 ermordet. In der Folgezeit übernahm seine Frau Foelke, die so genannte "Quade Foelke" (böse Foelke), die Regentschaft für die beiden unmündigen Söhne Widzelt und Keno. Letztere gewährten in ihrem Herrschaftsgebiet gegen Beuteanteilen auch Seeräubern wie Klaus Störtebeker und Gödeke Michels Unterschlupf. Das rief die Hamburger auf den Plan, die in ihrem Kampf gegen das Seeräubertum um 1400 die ostfriesischen Häuptlinge auf das Unterlassen jeglicher Unterstützung der Seeräuber verpflichten konnten. Keno tom Brok vertrieb u. a. den Häuptling und Probst Hisko Abdena von Emden, verstarb aber frühzeitig. Gegen Seinen Sohn Okko trat der frühere Gefolgsmann Focko Ukena aus Leer auf, der Okko tom Brok und seine Verbündeten in der Schlacht von Detern (1426) und in der Schlacht auf den Wilden Äckern (bei Oldeborg) (1427) besiegte und damit der Herrschaft der tom Brok ein Ende setzte. Gegen Focko Ukena, der nun der mächtigste Häuptling von Ostfriesland war, verbündete sich 1430 aber eine Gruppe von Häuptlingen unter Führung des Greetsielers Edzard Cirksena. Sie nannten sich Freiheitsbund der Landesgemeinden. Doch hier wurde der Begriff der einstigen „Friesischen Freiheit“ bereits im Sinne der mächtigen Häuptlinge eingesetzt, die damit für ihre Interessen Politik machten. Focko wurde besiegt und flüchtete. Er starb 1436 im Groningerland. Mit dem Aufstieg der Cirksena endete die Häuptlingsherrschaft in Ostfriesland. Denn Kaiser Friedrich III. verlieh Ulrich Cirksena den Titel eines Reichsgrafen und gab ihm Ostfriesland als Reichsgrafschaft zum Lehen. In vielen Landgemeinden, wie im Harlinger- und Jeverland blieb das Häuptlingstum noch eine Weile bestehen. |