Die Holtgaster Heimat-Geschichte |
Der Deichbau (Beginn etwa um 1000) Quelle: sh. Literaturverzeichnis Nach dem Warftbau, mit dem die Friesen ihre Wohnungen und das Vieh gegen den steigenden Meeresspiegel zu schützen versuchten, fingen sie um 1000 an, auch ihre Ländereien durch den Bau von Deichen und Dämmen zu sichern. Diese Dämme waren vielfach nur 1m hoch und hatten eine Basis von 4 m. Danach begann man damit, bereits bestehende Deichanlagen miteinander zu verbinden. Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert wurde der so genannte „Goldene Ring“ mit einer durchgehenden Deichlinie geschlossen. Die Zuständigkeit für den Deichbau und für die Unterhaltung lag anfangs bei den Landgemeinden und Kirchspielen. Später wurde den einzelnen Grundbesitzer entsprechend ihres Besitzumfangs für den Unterhalt ein bestimmtes Deichpfand auferlegt. Die Deichlast hatte Vorrang vor allen anderen Lasten. Wer sein Pfand nicht mehr unterhalten konnte, musste vor der Gemeinde und den Deichrichtern einen Spaten in den Deich stecken und schwören, dass er nicht mehr in der Lage sei, den Deich zu unterhalten. Damit gab er seinen Besitz hinter dem Deich auf. Deichpfand und Hof fielen anschließend demjenigen zu, der den Spaten wieder aus dem Deich zog („Spatenrecht“). Daher auch der Spruch: "well ni will dieken, mut wieken". Eine Zusammenfassung einiger Deichrechte finden Sie hier. Waren die Deiche anfangs nur zum Schutz bestehender Ländereien errichtet worden, so wurden sie später auch zur Landgewinnung, wie z. B. in der Harle- oder Leybucht eingesetzt. Die ersten Deiche vor 1000 Jahren hielten größeren Sturmfluten natürlich nicht stand und wurden anfangs leicht durchbrochen. Aber mit der Zeit wurden sie immer weiter erhöht und mit einer größeren Basis versehen, die zum Meer hin flach auslief. Auf diese Weise wurden den Wellen nicht mehr so große Angriffsflächen geboten. Voller Stolz sprach man davon: "Gott schuf das Meer und der Friese den Deich". Der Deichbau war eine harte Saisonarbeit. die überwiegend von Hand verrichtet werden musste. Mit Karren, Planken und Kleispaten bewaffnet, mussten viele hundert Deicharbeiter (Koyerer) aufgebracht werden, damit eine längere Deichstrecke gebaut werden konnte. Mit Unterstützung von technischen Gerätschaften wie wie Bagger und Transportfahrzeugen, lässt sich dies heute alles wesentlich einfacher bewältigen. Trotz
des Deichbaus gab es bis in die Gegenwart immer wieder Sturmfluten, die Dämme
und Deiche durchbrachen und die dahinter liegenden Ländereien überschwemmten - und
das mit allen tragischen Konsequenzen. |