Die Holtgaster Heimat-Geschichte |
Die Missionierung der Friesen Quelle: sh. Literaturverzeichnis Helgoland, Insel der nordischen Götter ? |
Es gibt verschiedene Theorien über die Herkunftsbezeichnung des Namens der Friesen. Dabei favorisiere ich die Deutung, dass der Volksstamm der Friesen (Fries = Rand) seinen Namen für "die am Meeresrand lebenden" erhielt. Aber
es gibt auch viele, die den Namen Friesland
von „Frijas Land” also „Nachkommen der
Freya” ableiten. (In der nordischen Mythologie heißt Freya „Frau”,
„Herrin”, Freyja, Frea. Sie ist die schöne Göttin der Fruchtbarkeit,
des Frühlings, des Glücks und der Liebe.) Neben Freya gab es viele
Gottheiten, unter denen Forseti
(der germanische Gott
des Rechts und des Gesetzes, des Windes und des Fischfangs sowie Vorsitzender
der Thing-Versammlung) |
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Wer sich einmal die imposanten und bizarren, roten Felsen und Schluchten der Insel Helgoland von der Seeseite aus angesehen hat, kann sich sehr gut vorstellen, dass nach dem heidnischen Glauben der Friesen, hier einst der Sitz germanischer Götter gewesen sein musste. Deshalb erhielt die Insel anfänglich den Namen Forsetesland. Hier entsprang eine heilige Quelle, deren Wasser allenfalls schweigend geschöpft werden durfte. Hier weidete auch das geheiligte Vieh, das niemand ungestraft schlachten konnte. Es dauerte viele Jahrhunderte, bis der christliche Glaube in friesische Gebiete vordrang. Es war wohl zuerst Willibrord, ein Angelsachse, der ab 677 zwei Jahre vergeblich versuchte die Region zu christianisieren. Nachdem jedoch der Friesenkönig Radbod im Jahre 689 von Pippin II in der Schlacht bei Duurstede besiegt worden war, fiel der südliche Teil von Friesland an die Franken. Dadurch wurde den Christen erstmals der Weg in einem Teil Frieslands eröffnet. Daraufhin versuchte es W. im Spätherbst 690 erneut mit 12 Missionaren, Schreibern u. Handwerkern. Er begab sich zunächst zu König Radbod auf dessen Burg Wiltaburg bei Utrecht. Dort wurde er jedoch nicht empfangen. Daraufhin suchte der Missionar den Frankenfürsten Pippin auf und erbat sich weltlichen Schutz. Am 21. November 695 empfing er in der Peterskirche zu Rom die Bischofsweihe vom Papst Sergius I. und wurde zum Erzbischof der Friesen mit Sitz in Utrecht bestellt. Unter dem Schutz des Frankenkönigs Pippin II unternahm W. viele Missionsversuche in die noch völlig heidnischen Gebiete des Nordens. Belegt ist auch eine Fahrt (wohl in den ersten Jahren des 8. Jhdt.) zu den friesischen Inseln und in das heutige Schleswig, meist als "Dänenfahrt" bekannt. Dort gelang es ihm, den berüchtigten Herrscher Ongendus zu treffen. Dabei hatte er jedoch keinen missionarischen Erfolg. Auf der Rückfahrt geriet das Schiff des Missionars in einem Sturm und wurde auf eine Nordseeinsel verschlagen. Es war das Land der heidnischen Gottheit Forsetis. Dort entging W. nur knapp dem Tod, weil er einige Rinder des Heiligtums geschlachtet und Jünglinge an der heiligen Quelle getauft hatte. Nachdem Pippin II im Jahre 714 verstorben war, gehörte Radbod mit zu den Verbündeten, die Karl Martell, einen Sohn des verstorbenen Fürsten, bei Köln besiegten und in den Kerker sperrten, um seine Nachfolge zu verhindern. Karl Martell konnte jedoch wieder fliehen und seine Gegner am 28. März 717 in der Schlacht bei Vincy besiegen. Er setzte sich von da an als neuer Herrscher des Fränkischen Reiches durch. Radbod zog sich in nördlichere Gebiete zurück und starb vermutlich 719 auf Helgoland. Der Sage nach soll er seine letzte Ruhe auf dem Radbodsberg (bei Dunum) gefunden haben. |
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Unter Bonifatius traten viele Friesen zum Christentum über. Im Alter von etwa 80 Jahren zog es B. bekanntlich nochmals nach Friesland, an die Orte seiner ersten Missionarstätigkeiten. Dies wurde ihm und seinen Begleitern im Frühjahr 754 in der Nähe von Dokkum zum Verhängnis, denn am Morgen des 5. Juni wurden sie von einer bewaffneten Horde von Heiden überfallen und getötet. Die Nachricht vom Tod des Bonifatius verbreitete sich schnell und so brach wenige Tage nach dem blutigen Ereignis ein fränkisches Heer zu einer Strafexpedition gegen die Mörder auf. Neben den Leichen der Blutzeugen barg es auch ihre Habe, vor allem die zerstreuten Bücher. B. wurde nach Fulda überführt und am 9. Juli 754 beigesetzt. |
Liudger,
ein gebürtiger Friese, kam um 785 auf die Nordseeinsel Forsetesland, um
dort den Kult des friesischen Gottes Forseti zu beenden. Man berichtete,
dass dunkle Wolken abzogen, als der Gottesmann sich dieser Insel näherte
und eine das allgemeine Heiterkeit einsetzte. Kaum an Land zerstörte L.
den Tempel des Forseti und taufte die Einwohner in der dem Gott
geheiligten Quelle. Die Insel erhielt daraufhin den Namen Hêlegland
(Heiligland), das heutige Helgoland. L. wurde später zum Bischof von Münster geweiht. Ihm zu Ehren erhielten einige Kirchen in Ostfriesland seinen Namen. Ein weiterer Missionar und Schüler von Bonifatius war Willehad, der im Auftrag von Karl d. Gr. das Missionswerk u. a. an der Unterweser fortsetzte. Unter Karl d. Gr. wurden die Friesen trotz tapferer Gegenwehr in das Fränkische Reich eingliedert. Die Konvertierung zum Christentum galt um 800 als abgeschlossen, als Karl das gesamte Friesische Reich beherrschte. In Wirklichkeit war dies aber nur die herrschende Oberschicht (die Grafen mitsamt ihrer Vasallen). Ein Großteil der Bevölkerung war immer noch heidnisch, und sollte dies auch noch für lange Zeit bleiben. Die Verbreitung des Christentums in Ostfriesland gestaltete sich somit weiterhin als sehr schwierig. Die naturverbundenen Friesen pflegten noch lange ihren heidnischen Glauben und trafen sich in so genannten "Heiligen Hainen". Dies waren ihre Versammlungs- und Kultstätten, von denen bereits der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtete: "Nach der Anschauung der Germanen (auch Friesen) verträgt es sich nicht mit der Erhabenheit der Himmlischen, sie in Tempel einzuschließen und sie menschenähnlich darzustellen. Wälder und Haine weihen sie ihnen und mit Namen von Göttern rufen sie jenes geheimnisvolle Wesen an, das sie nur in frommer Andacht schauen." So eine Versammlungs- und Kultstätte dürfte "Herlo" im heutigen Schafhauser Wald auch einmal gewesen sein. Dabei galten außerordentlich große Bäume nach heidnischem Glauben auch als Göttersitze. Als um das Jahr 1000 schon erste Deiche angelegt wurden, ließ schließlich der Bischof Unwan von Bremen zwischen 1013 und 1029 diese "Heiligen Haine" abholzen und aus dem Holz neue Kirchen, teilweise auch an dem Ort der bisherigen Kultstätten, bauen. Aus dieser Zeit dürften an vielen heutigen Kirchenstandorten erste Vorgängerkirchen aus Holz entstanden sein, so auch in Stedesdorf, Esens oder Fulkum. |