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Die Holtgaster Heimat-Geschichte

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  Das Friesische Reich (400 bis 734)

Quelle: sh. Literaturverzeichnis

dauerte erheblich länger als das s. g. "Tausendjährige Reich" eines größenwahnsinnigen Nazidiktators vor noch gar nicht langer Zeit.

Nach alten Überlieferungen dehnte sich im 6. Jahrhundert das Stammesgebiet der Friesen auf einem langen schmalen Landstreifen entlang der Nordsee, vom Swin (Belgien) im Süden bis zur Weser (Deutschland) im Norden aus und es entstand ein "Großfriesland" (Magna Frisia). Nachbarvölker waren im Norden und Osten die Sachsen, im Süden die Franken, und jenseits der Nordsee die Angelsachsen.  

Die Friesen hatten auch heidnische Könige (400 -719)

Über diesen geschichtlichen Zeitraum ist nur wenig bekannt, denn es gibt keine historischen friesischen Aufzeichnungen und nur wenige Dokumente fränkischen und angelsächsischen Ursprungs.  

Um 500 hatte Clovis sein fränkisches Reich mit dem Segen des Papstes in Rom als Erbe des Römischen Reiches errichtet. Die Nordgrenze bildeten friesische Gebiete mit den Grenzstädten Utrecht und Dorestad. Nach dem Tod von Clovis 511 nutzten die Friesen die im fränkischen Reich ausgebrochenen Machtkämpfe zur Eroberung dieser Städte. Sie blieben danach auch von 511 bis 628 friesisch. Dies hatte für den Handel auf der Nordsee, die damals die Bezeichnung "Mare Frisicum" erhielt, eine große Bedeutung. 

König Finn Folcwalding (vermutlich Anfang des 6. Jahrhunderts)

Die friesischen Könige waren im Grunde nur eine Art Anführer. Es soll auch einen König Finn im 6. Jahrhundert gegeben haben. Er wird jedoch nur in angelsächsischen Epen erwähnt (Widsith, Beowulf und Finnsburg-Fragment), die ca. 50 bis 100 Jahre später geschrieben wurden.  

König Eadgils (? – 677 )

König Eadgils war der erste namentlich bekannte friesische König. Er wurde von zwei christlichen Schreibern in ihren Arbeiten erwähnt. Während seiner "Regierungszeit" lebten die Friesen und Franken friedlich neben einander. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens stritten sich die Franken immer noch um die Nachfolge an der Spitze des von Clovis aufgebauten fränkischen Reiches und außerdem ließ Eadgils christlichen Missionaren das Christentum frei in seinen friesischen Gebieten verkünden. Diese friedlichen Zeiten sollten sich jedoch 10 Jahre später abrupt ändern – als Redbad König der Friesen, und Pippin König der Franken wurden.

König Redbad (679 - 719) - bei uns auch als König Radbod bekannt.

Der heidnische Redbad ist der bekannteste König der Friesen. Unter seiner Regentschaft nahm er nochmals Utrecht ein und zerstörte die dortige Kirche. Das Christentum wurde fortan aus seinem Reich verbannt.

Aber schon im Jahre 689 führte Pippin II die fränkischen Eroberungsfeldzüge gegen die friesischen Länder und nahm Dorestad ein. Zwischen 690 und 692 fiel auch Utrecht in seine Hände. Von da an wurde der christliche Glaube wieder in dem neuen fränkisch beherrschten, westfriesischen Raum verbreitet.

Als Pippin 714 starb, machte Redbad sich dies zu Nutze. Er schlug mit weiteren Verbündeten die unter dem Befehl von Karl Martell stehende fränkische Armee 716 bei Köln und gewann so das friesische Reich zurück. Martell wurde eingekerkert, konnte jedoch wieder fliehen und seine Gegner ein Jahr später am 28. März 717 in der Schlacht bei Vincy besiegen. Danach zog sich Redbad in nördliche Gebiete zurück und starb 719 vermutlich auf der Insel Helgoland. Der Sage nach soll er in Dunum beigesetzt worden sein.

König Poppa (Hrodbad) (719 - 734)

15 Jahre nach dem Tode Redbads war Karl Martelll auf dem Gipfel seiner Macht angelangt und sandte 734 seine Streitkräfte erneut nach Friesland. Im friesischen Landesinneren wurde an dem Fluss Boorne (Middelzee) die entscheidende Schlacht geschlagen. Poppa (eigentlich: Hrodbad), der Sohn von Redbad war der Anführer der Friesen. Er fand in der Schlacht, bei der die friesischen Heerscharen vernichtend geschlagen wurden, den Tod.

Friesland wurde nun bis zur Lauwers (Groningen) Bestandteil des fränkischen Reichs und verlor seine Freiheit. Hier fasste die Kirche endgültig Fuß. Der Sohn von Poppa, Abba (eigentlich: Alfbad), wurde der erste friesische Graf unter fränkischer Herrschaft (749 - 775). 

Ostfriesland (östlich der Lauwers) wurde erst 50 Jahre später erobert. Die Ostfriesen hatten sich mit ihren sächsischen Nachbarn verbündet, und Martels Sohn, Pipin der Kleine, sah sich außerstande, das Bündnis mit dem legendären Widukind zu besiegen. Einzig unter der Führung von Martells Enkel, Karl dem Großen, konnte das heidnische friesisch-sächsische Bündnis im Jahre 785 besiegt werden.  

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