Die Holtgaster Heimat-Geschichte |
In den Jahresberichten des Archäologischen Dienstes der Ostfriesischen Landschaft finden wir nachstehenden Eintrag:Völkerwanderungszeit und Frühes MittelalterHoltgast
(2002) Südlich des im Jahre 2000 unter Schutz gestellten, anthropogen aufgetragenen Siedlungshügels (s. Fundchronik 2000, Kat.Nr. 223) wurden die Erdarbeiten zur Erstellung eines Regenrückhaltebecken archäologisch betreut. In der ca. 600 qm großen Grabungsfläche wurden knapp 80 Befunde dokumentiert. Dabei handelte es sich vorrangig um blasse Verfärbungen von Pfostengruben, die sich nur vage einer baulichen Struktur zuweisen lassen, da die Fläche von etlichen jüngeren Gräbchen und Drainagen durchzogen war, so dass keine durchgängige Reihung von Pfosten erhalten gewesen ist. Im Osten wurde das Fundareal von einer ehemaligen, etwa 12 m breiten Wegetrasse, die randlich von Gräben flankiert gewesen ist, begrenzt bzw. gestört.
Am Nordrand der Fläche wurde ein annähernd West-Ost verlaufendes Wandgräbchen von 5 m Länge dokumentiert, das im Westen mit einer Pfostengrube abschloss (Abb. oben). 2 und 4 m weiter westlich lagen in derselben Flucht zwei weitere Pfostengruben, weshalb hier eine ehemalige Hauswand auf 9 m Länge angenommen werden kann. Zwei Verfärbungen jeweils 1 m südlich davon könnten von Innenstützen herrühren. Damit und auch vom Gesamteindruck der Befunde her existieren gewisse Parallelen zu dem nur 4,5 km entfernt gelegenen Fundplatz „Unteres Jüchen“ am Nordrand von Esens, wo bis zu 46 m lange Häuser mit einschiffigem Wohn- und dreischiffigem Stallteil freigelegt werden konnten (Bärenfänger 2002). Die Anzahl der Befunde war jedoch zu gering, um hier stichhaltig Zusammenhänge postulieren zu können. Dies gilt auch für den Bereich südlich dieses Komplexes, wo sich die Pfosten ebenfalls schwerlich zu einer Konstruktion zusammenfassen lassen. Von den insgesamt nur neun kleinen Keramikscherben, die z.T. aus den Befunden stammen, sind zwei mit Muschelgrus und drei weitere mit grobem Gesteinsgrus gemagert (weiche Grauware). Drei weitere Scherben sind wesentlich feiner gemagert und besitzen eine schwärzliche polierte Oberfläche. Schließlich ist eine kleine Randscherbe anzuführen, die im Bruch den letztgenannten ähnelt, aber einen rötlich-braunen Überzug besitzt; oben auf dem Rand trägt sie einen Fingerkuppeneindruck. Damit liegt ein Inventar vor, das augenscheinlich einen größeren zeitlichen Rahmen von der Spätantike bis zum frühen Mittelalter absteckt. Nicht genau lokalisiert, aber wohl in der Nähe des Fundplatzes sind völkerwanderungs- zeitliche Urnen zutage gekommen, die 1886 vom Provinzialmuseum in Hannover angekauft worden sind, weshalb ein zeitgleicher Siedlungsplatz in diesem Gebiet durchaus zu erwarten wäre. Für die mutmaßlichen Hausreste lässt sich hingegen eine vorsichtige Datierung in das 7./8. Jahrhundert angeben. Lit.: Bärenfänger, R., Befunde einer frühmittelalterlichen Siedlung bei Esens, Landkreis Wittmund (Ostfriesland). Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 27, 2001 (2002), 249-300. R. Bärenfänger |