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Die Holtgaster Heimat-Geschichte

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Die Emder Revolution vom 18.03.1595

Quelle: Literaturverzeichnis

Graf Edzard II. verlor gegenüber der Emder Bürgerschaft im Laufe seiner Regierungszeit an Durchsetzungsvermögen. Dies lag vor allem an der Tatsache, dass sein Bruder Graf Johann in der Stadt sehr beliebt gewesen war, denn er war wie der größte Teil der Emder Bevölkerung ein Anhänger der reformierten Kirchenehre. Nach seinem Tode verlor die reformierte Kirche den prominentesten Fürsprecher im Grafenhaus. In der Folgezeit entwickelte sich der reformierte Prediger in der Großen Kirche in Emden, Menso Alting, als größter Widersacher gegen die Machtbestrebungen des Landesherrn.

Neben den Glaubensdifferenzen kamen Alting einige Steuererhöhungen in der Stadt gerade Recht um die Bevölkerung aufzuwiegeln. Edzard musste nun immer öfter beim Kaiser um Unterstützung nach suchen. Der Graf forderte Anfang des Jahres 1595 ein Poenalmandat gegen die Emder Bürger von Kaiser Rudolf II. Die kaiserliche Kanzlei verfügte auch das Dekret gegen alle ostfriesischen Stände und ein Mandat mit Strafandrohung gegen einige Emder Bürger mit Datum vom 21. Januar 1594.

Die Hauptpunkte waren:

Die Anerkennung des Grafen als ihren Landesherren
Ruhe in der Stadt zu halten
Räumung des Rathauses und Rückgabe der Schlüssel
Verzicht auf Versammlungen
Abschaffung des Vierziger-Kollegiums.

Bei Missachtung eines dieser Punkte war eine Strafe von 60 Mark reinen Goldes zu entrichten. Machtdemonstrationen des Grafen, wie dies erwirkte Mandat, schürten die Missstimmung in der Emder Bevölkerung noch mehr. Gleichzeitig machte es aber auch den zunehmenden Autoritätsverlust des Landesherren deutlich.

Im Jahr 1595 setzten die Emder Bürger im Zuge der "Emder Revolution" den von dem Grafen Edzard II. eingesetzten Rat der Stadt ab und nahmen anschließend die gräfliche Burg ein. Edzard II. sah sich gezwungen, seine Residenz nach Aurich zu verlegen. Mit dem Vertrag von Delfzijl vom 15. Juli 1595 musste sich der Graf verpflichten, auf den Großteil seiner Rechte in Emden zu verzichten.

Die Niederländer waren an dieser Aktion gegen den ostfriesischen Landesherrn nicht ganz unbeteiligt. Dies zeigte sich auch dadurch, dass sie anschließend eine Schutztruppe nach Emden schickten. Diese wurde erst 1744 wieder abgezogen, als der letzten Cirksena-Fürst gestorben war und die Preußen neue Landesherren von Ostfriesland wurden

Emden erreichte unter dem Schutz der Niederlande in den Jahren bis 1744 praktisch die Stellung einer freien Reichsstadt und begab sich mit dem reformierten Teil im Südwesten von Ostfriesland immer enger an die calvinistische Landeskirche der Niederlande. Dies hatte auch zur Folge, dass sich die Stadt immer mehr dem Einfluss des Grafenhauses entzog. Da die Prediger ihre Ausbildung in den Niederlanden erhielten, wurden in den Kirchen auch die Predigten auf Niederländisch gehalten und so wurde für lange Zeit Niederländisch zur Standardsprache des gehobenen Bürgertums in Emden.

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